Unter Harn-Inkontinenz versteht man den unwillkürlichen Verlust von Harn. Dabei lassen sich verschiedene Formen unterscheiden, die auch unterschiedliche Therapiekonzepte erforderlich machen. Bei der sogenannten Belastungsharninkontinenz kommt es vor allem beim Husten, Niesen oder bei körperlicher Anstrengung (zum Beispiel Heben schwerer Gegenstände) zum ungewollten Harnverlust. Zu den möglichen Ursachen bei der Frau gehören vor allem Übergewichtigkeit und eine höhere Anzahl an Geburten. Bei Mann spielt neben Übergewicht auch eine vorangegangen radikale Operation bei Prostatakrebs eine gewisse Rolle. Bei der Dranginkontinenz kommt es zu einem starken Harndrang, welcher zu einer unkontrollierten Blasenentleerung führen kann. Die genauen Ursachen hierfür sind nicht zur Gänze geklärt, jedoch scheint ein Ungleichgewicht zwischen stimulierenden und hemmenden Reizen an der Blase verantwortlich zu sein.
Zu den chronischen Blasenerkrankungen gehört neben den chronisch rezidivierenden (d.h. wiederkehrenden) Blasenentzündungen auch das sogenannte bladder pain syndrom (Blasen-Schmerz-Syndrom), früher auch als interstitielle Cystitis bezeichnet. Man nimmt an, dass es hier durch Umbauvorgänge in der Blasenschleimhaut zu einer erhöhten Durchlässigkeit für Kalium kommt, sodass dieses die Nervenfasern der Blasenwand reizen kann, was dann als Blasenschmerzen verspürt wird.
Die „klassische“ Blasenentzündung (Cystitis) ist vor allem durch Schmerzen beim Wasserlassen (häufig brennendes oder stechendes Gefühl) und/oder durch einen starken und oft gehäuften Harndrang gekennzeichnet. Zur Diagnose führt neben den typischen Symptomen der Harnstreifentest, gegebenenfalls auch eine Harnkultur. Bei chronischen Blasenentzündungen sind neben einer ausführlichen Anamnese zusätzlich ein Blasenprotokolls und die Durchführung einer Blasenspiegelung hilfreich, um eventuell gleichzeitig vorhandene Erkrankungen (z.B. Blasensteine) oder pathologische Veränderungen (z.B. Harnröhrenengen, gutartige Vergrößerung der Prostata, Östrogenmangel bei Frauen nach der Menopause) zu erkennen. Beim bladder pain syndrom stehen ständige Schmerzen über der Blase und im Becken im Vordergrund. Der Leidensdruck der vorwiegend weiblichen Patienten kann dabei sehr hoch sein. Zur Diagnose sind vor allem die gezielte Anamnese und der Ausschluss anderer Ursachen nötig. Auch eine Blasenspiegelung mit eventueller Biopsie (Gewebeprobe) in Narkose kann die Diagnose sichern.
Zur Diagnose der Inkontinenz sind vor allem eine ausführliche Anamnese und die Erstellung eines Blasenprotokolls (oft auch als Miktionstagebuch bezeichnet) unerlässlich. Auch müssen Infektionen, also Blasenentzündungen, mittels Harnstreifentest ausgeschlossen werden, bevor eine weitere Diagnostik durchgeführt werden kann. Diese erfolgt mittels sogenannter Urodynamik. Die ambulant durchgeführte Untersuchung soll die vom Patienten beschriebenen Beschwerden unter klinischen Bedingungen „nachahmen“.
Bei der Belastungsinkontinenz kann eine physikalische Therapie im Sinne eines Beckenbodentrainings idealerweise mit Biofeedback und eine Gewichtsreduktion zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden führen.
Kann durch diese konservativen Maßnahmen kein ausreichender Erfolg erzielt werden, hilft oft ein kleiner operativer Eingriff. Die Therapie der Wahl der Dranginkontinenz stellen die sogenannten Antimuscarinika dar. Diese als täglich einzunehmende Tabletten oder Kapseln hemmen an der Blase stimulierende Nervenfasern und „bremsen“ so die überaktive Blase.
Eine einfache Blasenentzündung lässt sich in der Regel mit einer kurzzeitigen antibiotischen Therapie (zumeist 3-5 Tage) sehr gut behandeln. Bei chronischen Blaseninfektionen entdeckt man zunehmend resistente Keime, welche durch gängige Antibiotika oft nicht mehr zu behandeln sind. Daher ist das Anlegen von Harnkulturen zur exakten Bestimmung der Keime und die Erstellung eines Resistenzmusters (Antibiogramm) unerlässlich.
Die Behandlung des bladder pain syndrom stellt eine Herausforderung für jeden Urologen dar. Neben einer rein symptomatischen Therapie (d.h. Schmerztabletten) hat sich eine Instillationstherapie der Blase (mittels Einmalkatheter) zum Wiederaufbau der Blasenschleimhaut sehr bewährt. Da die Diagnosestellung häufig erst sehr spät erfolgt und die Patienten oft einen langen Leidensweg hinter sich haben, kann eine zusätzliche psychologische Betreuung sehr hilfreich sein und wird daher von Seiten der Patienten auch sehr gerne in Anspruch genommen.
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