Blasenkrebs - Ursachen, Diagnose & Therapie | Dr. Klitsch

Dr. Max Klitsch
Dr. Max Klitsch
11.9.2024
Lesedauer ca.
20
Min

Inhalt

Was ist Blasenkrebs?

Als Blasenkrebs bezeichnet man die bösartige Tumorerkrankung der Schleimhaut der Harnblase (also der inneren Auskleidung). Diese Krebserkrankung, welche auch als Urothelkarzinom bezeichnet wird, kann neben der Harnblase auch in den Nieren oder den Harnleiter sowie in der Harnröhre gefunden werden.

Wie häufig kommt Blasenkrebs vor?

Mit knapp über 1.000 Neuerkrankungen pro Jahr stellt Blasenkrebs die vierthäufigste bösartige Erkrankung des Mannes (Statistik Austria, 10.10.2023) in Österreich dar. Dabei sind Männer etwa 3x häufiger betroffen als Frauen.

Tumorstadien bei Blasenkrebs

Grundsätzlich wird abhängig vom Wachstumsverhalten des Tumors zwischen dem nichtmuskelinvasiven und dem muskelinvasiven Blasenkarzinom unterschieden. Ersteres betrifft etwa 3/4 aller Blasenkrebserkrankungen und kann trotz optimaler Behandlung in bis zu 70% der Fälle wieder auftreten und/oder sogar Fortschreiten und in ein aggressiveres Stadium übergehen (S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom, Deutsche Krebsgesellschaft).

Ursachen und Risikofaktoren von Blasenkrebs

Hauptursachen für Blasenkrebs

Zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung von Blasenkrebs gehört das Rauchen. Es ist für gut die Hälfte aller Erkrankungen verantwortlich. Darüberhinaus stellt auch das Passiv-Rauchen ein nachgewiesenes Risiko dar. Welche Bedeutung Elektro-Zigaretten als Risikofaktor spielen, ist aktuell Gegenstand wissenschaftlicher Studien. Jedoch konnte bereits gezeigt werden, dass E-Zigaretten-Raucher krebserregende Substanzen aus den E-Zigaretten mit ihrem Harn ausscheiden.

Verbundenen Risikofaktoren

Chronische, immer wiederkehrende Blasenentzündungen können ebenfalls das Risiko für Blasenkrebs erhöhen.

Auch der regelmäßige Kontakt oder die Verarbeitung von diversen Chemikalien kann das Risiko für eine Blasenkrebserkrankung erhöhen. So sind diverse Farbstoffe, Bleichmittel, Metalle oder auch Kunststoffe für ca. 10% der Krebserkrankungen verantwortlich zu machen.

Eine Strahlentherapie zur Behandlung einer anderen Krebserkrankung (z.B. Darm-, Gebärmutterhals- oder Prostatakrebs) kann mit einigen Jahren Verzögerung ebenso zur Entstehung einer Blasenkrebserkrankung führen.

Genetische Faktoren spielen in der Entstehung von Blasenkrebs eine untergeordnete Rolle.  

Symptome des Blasenkrebses

Frühzeitige Anzeichen und Warnsignale

Typisch für das Urothelkarzinom der Harnblase ist die sogenannte Hämaturie (in ca. 80%), dass heißt Blut im Harn. Dieses kann sichtbar (Makrohämaturie) oder lediglich im Harnstreifentest (Mikrohämaturie) nachweisbar sein. Bösartige Tumore haben in den meisten Fällen eine verstärkte Durchblutung, jedoch wachsen die Blutgefässe sehr unregelmäßig und können daher häufig spontan bluten. Zumeist weisen die Patienten dabei keinerlei Beschwerden auf. Diese Blutung kann aber manchmal gemeinsam mit dem Krebs für verschiedenartige Drangsymptome (häufiges Wasserlassen, verstärkter Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen) verantwortlich gemacht werden.

Weitere Symptome von fortgeschrittenem Blasenkrebs

Im fortgeschrittenem Stadium kann es vor allem zu unspezifischen Unterbauchschmerzen kommen.

Diagnostische Methoden für Blasenkrebs

Erste Schritte zur Diagnose

An erster Stelle steht immer ein ausführliches Anamnese-Gespräch, das bedeutet das Erfragen der vorliegenden Symptome und möglicher Begleitsymptome oder Risikofaktoren.

Da die Hämaturie (siehe oben) meist das erste Symptom darstellt und diese den oft besorgten und gleichzeitig zumeist beschwerdefreien Patienten dazu veranlasst einen Arzt aufzusuchen, steht zu Beginn der Diagnose zunächst der Ausschluss einer möglichen anderen Ursache für das Blut im Harn (z.B. Blasenentzündungen, Verletzungen, vorangegangene Operationen oder Untersuchungen etc.). Dabei gilt die Hämaturie an sich solange als Symptom einer vermeintlich bösartigen Erkrankung, solange nicht das Gegenteil bewiesen werden konnte. Die weitere Diagnose des Harnblasenkarzinoms erfolgt in der Regel zuerst durch eine Ultraschalluntersuchung der Harnblase. Zeigte diese bereits eine verdächtige Veränderung der Blasenwand, so muss eine weiterführende Blasenspiegelung durchgeführt werden. Hierbei wird mit einem Instrument durch die Harnröhre in die Blase eingegangen und dabei die gesamte Blase von innen ausgeleuchtet. Beim Mann wird diese Untersuchung bevorzugt mit einem flexiblen Instrument durchgeführt, ähnlich der Magen oder der Darmspiegelung, nur mit einem viel dünneren Instrument.

Weiterführende Untersuchungen bei Blasenkrebsverdacht

Sobald eine tumorverdächtige Veränderung der Harnblase durch eine Blasenspiegelung festgestellt wurde, ist der nächste Schritt bereits die operative Therapie (siehe unten). Sollte die Blasenspiegelung zu keinem eindeutigen Ergebnis führen und weiterhin Blut im Harn des Patienten nachzuweisen sein, so wird eine weiterführende Abklärung der Nieren und der Harnleiter durch eine Computertomografie empfohlen.

Die Behandlung von Blasenkrebs

Therapie-Optionen für Oberflächliche Tumoren

Die Therapie des Harnblasenkarzinoms erfolgt bei Erstdiagnose primär durch eine transurethrale Resektion der Blase (kurz als TUR-B o. TUR-V bezeichnet [V für das lateinische Wort vesicae = Blase]). Dieser in Allgemeinnarkose oder Spinalanästhesie durchgeführte Eingriff erfolgt über die Harnröhre. Hierbei wird mittels einer beweglichen Drahtschlinge (durch welche hochfrequenter Strom fließt) unter Sicht der Tumor abgetragen. Das abgetragene Gewebe wird anschließend hinsichtlich der Tiefenausdehnung in der Blasenwand, der Differenzierung und des Gradings mikroskopisch von einem Pathologen untersucht. Dabei beschreibt das Grading, wie viel die Krebszellen noch mit einer normale Schleimhautzelle gemein hat, also je ähnlicher, desto günstiger die Prognose. Bei der Differenzierung unterscheidet der Pathologe das am häufigsten vorkommende Urothelkarzinom (in 95% der Fälle) vom Adenokarzinom und dem Plattenepithelkarzinom. Diese Befunde sind schliesslich wegweisend für das weitere Vorgehen.

Im Falle eines sogenannten muskelinvasiven Blasenkarzinoms (also wenn Krebszellen bereits in die Muskulatur der Blasenwand eingewachsen sind) ist die Therapie der Wahl die radikale Zystektomie, d.h. die komplette Entfernung der Harnblase. Diese Operation wird im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder mit dem DaVinci-Robotersystem®️ größtenteils minimalinvasiv durchgeführt. Hierbei wird im Vorfeld ein sogenanntes radiologisches Staging durchgeführt, um entsprechende Absiedelungen (s.g. Metastasen) der Krebserkrankung auszuschliessen.

Die Harnableitung erfolgt dann entweder über eine neu anzulegende orthotope Neoblase, welche aus Dünndarm angefertigt und an die Stelle der zuvor entfernten mit Krebs befallenen Harnblase eingesetzt wird. Häufiger jedoch wird ebenfalls aus Dünndarm ein Harnreservoir – ein sogenanntes Conduit – angefertigt. Dabei wird der Harn durch eine kleine Öffnung in der Haut im Bereich des Bauches (vorwiegend rechts) in einen Beutel abgeleitet. Die Entscheidung welche Art der Harnableitung erfolgt, hängt vor allem von der exakten Lokalisation des Tumors, vom Alter des Patienten und von eventuell vorhandenen Begleiterkrankungen ab. Daher muss dies bei jedem Patienten ausführlich besprochen und letztlich individuell entschieden werden. Ergänzend zur operativen Entfernung der Blase hat sich eine neoadjuvante Chemotherapie unmittelbar vor der Operation als sehr effektiv erwiesen. Diese kann zum Beispiel in der medizinischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder durchgeführt werden. Da aber nicht jeder Patient für eine derartige Operation geeignet ist, stellt auch die Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie eine effektive Alternative dar.

Metastasierten Blasenkrebs behandeln

Wenn bei Diagnosestellung ein muskelinvasiver Tumor festgestellt wurde und das im Rahmen der Vorbereitung für eine angezeigte Operation durchgeführte radiologische Staging bereits Absiedelungen in anderen Organen (z.B. Knochen, Lunge, etc.) zeigt, so wird von der Operation Abstand genommen und eine systemische Therapie empfohlen. Diese besteht entweder aus einer Immuntherapie oder aus einer klassischen Chemotherapie.

Leben und Alltag mit Blasenkrebs

Nachsorge

Die Wahrscheinlichkeit innerhalb der ersten 12 Monate ein neuerliches Krebsgeschehen in der Harnblase im Rahmen der Kontrollen zu entdecken, liegt je nach Risiko-Klassifikation zwischen 15% und 60% (S3 - Leitlinie zur Behandlung des Harnblasenkarzinoms). Daher wird beim oberflächlichen, also dem nicht muskelinvasivem Blasenkrebs empfohlen eine Blasenspiegelung nach 3 Monaten durchzuführen. Danach variieren die Abstände der weiteren Kontrollen je nach Risikoklassifikation. Zusätzlich sollten regelmäßige Harnuntersuchungen mit Zytologie, einer Untersuchung auf tumorverdächtige Zellen im Harn, je nach Risiko durchgeführt werden.

Bei kompletter Entfernung der Harnblase, sollten nach einer ersten Kontrolle nach 3 Monaten, halbjährliche Kontrollen in den ersten Jahren durchgeführt werden. Dabei werden neben Labor- und Ultraschalluntersuchungen der Nieren auch Harnuntersuchungen auf Infektionen sowie auf tumorverdächtige Zellen (Zytologie) empfohlen. In den ersten 2-3 Jahren sollten zusätzlich halbjährliche Computertomografien des gesamten Bauches und der Lunge erfolgen.

Im Falle eines orthotopen Blasenersatzes ist die regelmäßige Blasenspiegelung der „Neoblase“ in den ersten 3 Jahren alle 3 Monate zu empfehlen, danach alle 6 Monate für weitere 2 Jahre und letztlich ab dem 6. Jahr nach der Operation bis zum Lebensende einmal im Jahr.

Rehabilitation und Nachsorge bei Blasenkrebs

Eine Rehabilitation nach einer radikalen Cystektomie mit oder ohne vorheriger Chemotherapie in einer speziell dafür eingerichteten Anstalt ist auf jeden Fall zu empfehlen. Der dafür erforderliche Antrag kann bereits während des stationären Aufenthaltes gestellt werden.
Eine Rehabilitation nach einer TUR-B ist prinzipiell nicht erforderlich.

Selbsthilfe und Unterstützung

Falls sie als betroffener Patient, als Familienmitglied einer/s Erkrankten oder als betreuende Person Hilfe im Alltag benötigen, erhalten Sie bei der Österreichischen Krebshilfe entsprechende Unterstützung.

FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Blasenkrebs

Kann man Blasenkrebs vorbeugen?

Entsprechend den oben genannten Risikofaktoren, ist das Einstellen des Rauchens eines der wichtigsten Dinge, die man selber in der Hand hat!

Achten Sie auf eine täglich ausreichende Trinkmenge! Je nach Alter und dem Vorhandensein etwaiger Begleiterkrankung (Herzschwäche, chronisches Nierenversagen, o.ä.) sollte diese zwischen 2 1/2 und 3 Liter bzw. weniger, je nach Empfehlung Ihres behandelnden Arztes liegen.

Wie hoch sind die Überlebenschancen bei Blasenkrebs?

Die Prognose einer Blasenkrebserkrankung hängt ist erster Linie vom sogenannten Stadium, also vom pathologischen und klinischen Befund ab. So liegt das Risiko nach einer erfolgreichen Operation (TUR-B) eines nichtmuskelinvasiven Tumors in Harnblase neuerlich im Rahmen der Nachsorge einen ähnlichen Tumorbefund zu entdecken bei knapp über 30%. Dabei ist die Gefahr, dass dieser 2. Tumor aggressiver und damit gefährlicher, als der Erstbefund ist, sehr gering. Das bedeutet, je aggressiver der Tumor bei der Diagnosenstellung, desto größer auch die Gefahr, dass eine neuerliche Tumorerkrankung ein aggressiveres Stadium aufweisen kann. Letztlich wird das 10-Jahresüberleben beim nichtmuskelinvasiven Blasenkarzinom mit hoher Risiko-Klassifikation immerhin noch mit 70%-85% angegeben.

Liegt ein muskelinvasives Krebsgeschehen vor oder hat sich ein nichtmuskelinvassives in ein muskelinvasives Stadium weiterentwickelt, so liegt das 10-Jahresüberleben noch bei etwa 65%-70%. Hier spielen vor allem der Nachweis von etwaigen Metastasen und das jeweilige Ansprechen einer Systemtherapie eine wesentliche Rolle für das Krebsspezifische Überleben.

Ist Blasenkrebs heilbar?

Prinzipiell Ja! Wenn eine frühzeitige Diagnose erfolgt und der Tumor im Rahmen der TUR-B vollständig entfernt werden kann. Auch ein muskelinvasives Stadium ist grundsätzlich noch heilbar. Voraussetzung sind in jeden Fall aber regelmäßige Kontrollen und nach Möglichkeit die Vermeidung sämtlicher Risikofaktoren, die ein neuerliches Auftreten der Krebserkrankung begünstigen können.

Sobald ein metastasiertes Stadium vorliegt, also eine in den Körper streuende Krebserkrankung, ist eine Heilung nicht mehr möglich.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Blasenkrebs?

Eine ausgewogene Ernährung senkt allgemein das Krebssrisiko. Dabei spielen vor allem ein regelmäßiger Obst- und Gemüse-Konsum eine ganz wesentliche Rolle. Zusätzlich sollte Ihre Kost auch kohlenhydratreich sein, z.B. Nudeln oder Brot aus Vollkorn. Ihr Körper benötigt aber auch ausreichend Proteine und Fette, hier sollten Sie auf diverse Milchprodukte und fettarmes und eher helles Fleisch o. Fisch zurückgreifen. Ein übermäßiger Konsum von „rotem“ Fleisch (Schweine- oder Rindfleisch) sollte im Alltag eher eine Ausnahme darstellen.

Kann man Blasenkrebs am Urin erkennen?

Obwohl es ein Vielzahl an sogenannten Urintest zur Krebsfrüherkennung auf dem Markt gibt, hat sich bis dato noch kein valider Test zur Früherkennung von Blasenkrebs bewährt.

Dr. Max Klitsch
Dr. Max Klitsch
Facharzt für Urologie

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Autor:
Dr. Max Klitsch
Erstellt am:
16.1.2024
Veröffentlicht am:
11.9.2024
Letztes Update:
11.9.2024
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