Inhalt
Was ist eine Vasektomie?
Die Vasektomie stellt eine der sichersten und einfachsten Methoden zur dauerhaften Verhütung dar.
Wie wirksam ist eine Vasektomie?
Mit Hilfe des sogenannten Pearl-Index kann man angeben, wie sicher eine bestimmte Verhütungsmethode ist. Der Index gibt dabei an, wieviele Frauen (von insgesamt 100 Frauen) unter Anwendung eines Verhütungsverfahrens trotzdem schwanger werden. Ein Index von 0 würde also auf ein 100% sicheres Verfahren schliessen lassen. Dabei sollte man zwischen praktischem und theoretischem Pearl-Index unterscheiden. Beim praktischen Pearl-Index werden auch eventuelle Anwendungsfehler der jeweiligen Methode berücksichtigt, der theoretische Pearl-Index geht von der Annahme aus, dass das Verfahren in der Praxis in allen Fällen auch fehlerfrei zur Anwendung kommt. So kann es zum Beispiel bei der „Pille“ auch mal dazu kommen, dass die eine oder andere - täglich einzunehmende - Pille vergessen wird, sodass hier von keiner fehlerfreien Anwendung gesprochen werden kann. Der Pearl-Index der Anti-Baby Pille liegt daher zw. 0,3 und 0,7 und im Vergleich dazu der des herkömmlichen Kondoms zw. 2 und 13.
Sind der praktische- und der theoretische Index nahezu gleich, so deutet das auf eine einfache und praktikable Anwendung hin (z.B. Hormonimplantate o. Spirale). Aufgrund dieser Unterscheidung finden sich in der Literatur immer wieder stark abweichende Index Angaben zu den jeweiligen Verhütungsverfahren.
In der Literatur wird für die Vasektomie ein Pearl-Index von 0,1-0,15 angegeben. Der Grund, weshalb selbst die Vasektomie keinen Pearl-Index von 0 hat, liegt an der in der Fachliteratur beschriebenen sehr geringen Zahl an Fällen, in denen es zu einer sogenannten Rekanalisation kam. Das heisst, trotz erfolgreicher Operation kam es zu einer spontanen „Wiedervereinigung“ der beiden Samenleiterenden und zu einem neuerlichen Durchfluss von Spermien. Führt man den Eingriff jedoch nach heutigem Standard durch, so ist mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass es zu keiner Schwangerschaft mehr kommen kann.
(S2K Leitlinie zur nicht hormonellen Verhütung; Deutsche, Österreichische und Schweizer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dezember 2023)
Warum sollte man eine Vasektomie durchführen?
Für die Vasektomie sprechen vor allem die rasche und sichere Durchführbarkeit. Im Gegensatz zu den am häufigsten gewählten Verhütungsmethoden bei der Frau, kommen keine Hormone mit potenziellen Nebenwirkungen zum Einsatz und es fallen dabei auch keine weiteren Kosten an.
Für wen ist eine Vasektomie geeignet?
Nach abgeschlossener Familienplanung oder bei ausdrücklichem Wunsch, keine Kinder zeugen zu wollen, kann eine Vasektomie angeboten werden. Dabei ist zu beachten, dass es grundsätzlich keine medizinische Indikation (also Notwendigkeit) für diesen Eingriff gibt, sodass die Vasektomie nur auf Wunsch eines Patienten durchgeführt werden kann.
Gesetzliche Regelung zur Vasektomie
Laut Gesetzgeber darf jeder, der das 25. Lebensjahr vollendet hat, eine Vasektomie bei sich durchführen lassen.
(BGBI 60/1974: § 90. (2) Die von einem Arzt an einer Person mit deren Einwilligung vorgenommene Sterilisation ist nicht rechtswidrig, wenn entweder die Person bereits das 25. Lebensjahr vollendet hat oder der Eingriff aus anderen Gründen nicht gegen die guten Sitten verstößt.)
Durchführung einer Vasektomie
Wer führt den Eingriff durch?
Der Eingriff wird von einem Facharzt für Urologie und Andrologie durchgeführt und gehört gehört seit Ende des 19. Jahrhunderts ins Repertoire der urologischen Operationen.
Ablauf einer Vasektomie
Nach sterilem Waschen und Abdecken durch den Operateur wird am Hodensack seitlich im Bereich der Samenleiter beidseits ein Depot eines rasch wirksamen Lokalanästhetikum mittels Spritze injiziert. Sobald Schmerzfreiheit erreicht wurde, erfolgt in Non-Skalpell-Technik eine punktförmige Eröffnung der Haut unmittelbar über dem Samenleiter und ein Fixieren mit Hilfe einer speziellen Ring-Klemme. Danach wird der Samenleiter mit 2 Klemmen abgedrückt und ein kleines Stück des Samenleiters (etwas 8-10mm lang) zwischen den beiden Klemmen herausgeschnitten. Die beiden Enden werden nun mit einer speziellen stromführenden Pinzette verkocht und damit verklebt und schliesslich die beiden Enden mit einem Faden abgebunden. Danach werden beide Samenleiter-Enden wieder in den Hodensack zurückverlagert und die Hautöffnung mit einem sich rasch auflösenden Nahtmaterial verschlossen.
Durch die rasche und gute Wirksamkeit der Lokalanästhesie ist der Eingriff schmerzfrei.
Wo wird der Eingriff durchgeführt?
Der Eingriff wird in der Regel ambulant durchgeführt und kann daher in den Räumlichkeiten der Ordination angeboten werden.
Kosten der Vasektomie
Da die Kosten für den Eingriff im Regelfall nicht von den Sozialversicherungsträgern übernommen werden, stellt die Vasektomie eine Privatleistung dar.
Das erforderliche Aufklärungsgespräch inklusive einer klinischen Untersuchung kostet € 150,-.
Die Kosten für die Vasektomie belaufen sich auf € 800,-.
Leben nach der Vasektomie
Nachsorge und Heilungsdauer
Nach einer erfolgreichen Vasektomie besteht weiterhin eine Zeugungsfähigkeit. Da die Spermien nach wie vor aus den Samenblasen ins Ejakulat abgegeben werden und es daher nach der Vasektomie ca. 15-20 Samenergüsse benötigt, um diese Speicher vollständig zu entleeren. Es werden daher 2 Spermienzählungen (im Abstand von ca. 3 Wochen) mittels Spermiogramm etwa 10-12 Wochen nach dem Eingriff verlangt. Erst wenn in beiden Befunden eine s.g. Azoospermie, also das Fehlen von Spermien, diagnostiziert wurde, kann auf eine weitere Verhütung verzichtet werden.
Es wird eine körperliche Schonung (kein Sport oder schwere körperliche Arbeit) für ca. 7-10 Tagen empfohlen. Büroarbeiten können jedoch bereits am Folgetag wieder erledigt werden. Zusätzlich wird geraten, die Hoden mittels eng anliegenden Unterhosen an den Körper „zu drücken“ und zu stabilisieren. Heiße Bäder, Sauna oder Dampfad sollten auf jeden Fall für zumindest 2 Wochen gemieden werden, da es auch nach anfangs unauffälligem Verlauf noch zu Nachblutungen kommen kann. Grundsätzlich sollte der Heilungsprozess nach ca. 2 Wochen abgeschlossen sein. Eine Nahtentfernung ist bei selbst-auflösendem Nahtmaterial nicht erforderlich, die Nähte fallen nach etwa 10-14 Tagen von selber ab.
Hormone, Erektion und Ejakulation nach der Vasektomie
Die Vasektomie hat keinerlei Auswirkungen auf die Funktion der Hoden, sodass sich weder der Testosteron-Spiegel noch die Libido oder die Erektionsfähigkeit ändern. Da Spermien nur ca. 5% des Ejakulat-Volumens ausmachen, verringert ein Fehlen die Menge des Samenergusses nur unbemerkbar.
Risiken und Nebenwirkungen der Vasektomie
Mögliche Komplikationen einer Vasektomie
Zu den häufigsten möglichen Komplikationen zählen Blutungen in der Haut mit Bildung eines Hämatoms, also eines Blutergusses. Diese werden in der Literatur mit 4%-22% angegeben. Wobei die sogenannte Non-Skalpell-Technik ein deutlich geringeres Blutungsrisiko aufweist. Im Regelfall heilen diese Hämatome von selber ab und eine neuerliche Operation ist nicht erforderlich.
Schwellungen und Schmerzen im Bereich des Hodensacks können ebenso in der Anfangsphase auftreten und lassen sich durch Hochlagern und Kühlen einfach behandeln. Die Einnahme von Schmerztabletten ist natürlich bei Bedarf jederzeit möglich, wird aber nicht von vornherein angeordnet oder verschrieben.
Wundinfektionen oder schwere Entzündungen der Hoden und/oder der Nebenhoden stellen sehr seltene Komplikationen dar und können meist durch Antibiotika erfolgreich behandelt werden.
Chronische Schmerzen nach einer Vasektomie
Eine ebenso sehr seltene, aber von Betroffenen als sehr unangenehm beschriebene Komplikation, ist das sogenannte Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom. Dabei handelt es sich um entweder immer wiederkehrende oder auch anhaltende Missempfindungen bis hin zu Schmerzen im Bereich der Hoden und/oder der Nebenhoden, die auch nach 3 Monaten nach dem Eingriff nicht abgeklungen sind. Eine genaue Ursache lässt sich hier bedauerlicherweise nicht feststellten, sodass klinische Untersuchungen weder eine Entzündung noch eine andere Pathologie erkennen lassen. Eine Therapie ist aufgrund der unbekannten Ursache oftmals schwierig und besteht neben Schmerzmittel aus eine zusätzlichen Gabe von Kortison oder Antidepressiva.
Rückkehr zur Fruchtbarkeit
Ist eine Vasektomie umkehrbar?
Ja! Ändern sich die Lebensumstände oder wenn man(n) es sich doch anders überlegt und die Vasektomie bereut, so kann eine sogenannte Refertilisations-Operation, auch als Vaso-Vasostomie bezeichnet, durchgeführt werden.
Refertilisierungsoperationen nach Vasektomie
Die Vaso-Vasostomie wird im Gegensatz zur Vasektomie in Allgemeinnarkose durchgeführt und findet daher im Regelfall in einem Krankenhaus statt. Die Erfolgschancen hängen dabei neben der Erfahrung des Operateurs auch vom Abstand zur Vasektomie ab, da auch die Qualität der Spermien nach einer Vasektomie abnehmen kann. Am höchsten sind die Erfolgsraten bis etwa 5 Jahre nach einer Vasektomie und liegen je nach Literatur zw. 70% und 80%. Wobei hier der Nachweis von Spermien im Ejakulat als Erfolg gewertet wird und nicht die eigentliche Schwangerschaft.
Häufig gestellte Fragen zur Vasektomie
Beeinflusst eine Vasektomie das Sexualleben?
Nein, weder die Libido, noch die Erektionsfähigkeit werden durch eine Vasektomie beeinflusst.
Werden weiterhin noch Spermien produziert?
Auch die Spermienproduktion bleibt aufrecht, wobei die Spermien im verschlossenen Samenleiter „stehen“ bleiben und nach dem Absterben vom Körper abgebaut werden.
Können während oder nach einer Vasektomie Schmerzen auftreten?
Da der Eingriff in Lokalanästhesie erfolgt, wird vor Beginn der Operation natürlich überprüft, ob die Anästhesie auch ausreichend wirkt. Erst bei absoluter Schmerzfreiheit wird der Eingriff begonnen. Sollte es während der Operation zu Schmerzen kommen, so kann der Arzt jederzeit nachträglich ein Lokalanästhetikum nachspritzen.
Ein leichter Wundschmerz oder ein leichtes Ziehen kann in den ersten Tagen durchaus auftreten. Dabei ist die Einnahme einer Schmerztablette jederzeit erlaubt.
Wann kann ich wieder uneingeschränkt sexuell aktiv werden?
Erfahrungsgemäß kann man nach 1-2 Wochen wieder sexuell aktiv werden, dies hängt aber in erster Linie vom Heilungsverlauf und eventuellen Schmerzen ab. Schliesslich soll man ja vor allem Spaß an der Sache haben.
Sie haben Fragen zu diesem oder einem anderen urologischen Thema?
Gerne stehe ich Ihnen im Rahmen eines Termins zur Verfügung!
Professionelle urologische Betreuung auf höchstem Niveau
Vereinbaren Sie noch heute einen Termin für individuelle Beratung und erstklassige medizinische Versorgung ohne Wartezeiten.
Online-Termin
Vereinbaren Sie schnell und einfach einen Online-Termin in unserer Ordination.