Das „Steinleiden“ gehört zu den seit vielen Jahrtausenden bekannten Erkrankungen. Im Harn werden neben zahlreichen Schadstoffen auch steinbildenen Substanzen (Kalzium, Oxalat, u.a.) ausgeschieden, die bei zu hoher Konzentration Kristalle bilden. Verbinden sich nun diese Kristalle zu größeren Komplexen, so kommt es zur Steinbildung, die in weiterer Folge zu entsprechenden Beschwerden führen kann. Daneben werden auch steinhemmende Stoffe, wie zum Beispiel das Salz der Zitronensäure (Zitrat) oder auch Magnesium ausgeschieden. Verschiedenste Störungen, wie zum Beispiel angeborene Abflussbehinderungen des Harn aus den Nieren (z.B. Harnleiterabgangsengen, Beckenniere, Hufeisennieren, etc.) oder angeborenen Stoffwechselstörungen, die mit einer erhöhten Ausscheidung steinbildender Substanzen verbunden sind, können dieses sensible Gleichgewicht steinhemmender und steinbildender Substanzen beeinflussen.
Man unterscheidet folgende Steinarten:
Bilden sich Steine in der Niere, so können diese in den Harnleiter fallen und dort die typischen, kolikartigen Schmerzen mit Ausstrahlen in die Leiste (beim Mann auch in den Hodensack) auf der betroffenen Seite auslösen. Kommt es durch den Stein zu einem mechanischen Verschluss, verstopft also der Stein den Harnleiter, so kann dies zu einer Harnabflussbehinderung und in weitere Folge zu einer Stauung der Niere führen, was wiederum mit starken Schmerzen, vor allem in der Flanke, einhergehen kann. Verbleibt ein Nierenstein in seiner ursprünglichen Position (z.B. in einem Nierenkelch) so führt dies meist zu keinen nennenswerten Beschwerden.
Die Diagnose einer Harnsteinerkrankung erfolgt durch eine klinische Untersuchung inkl. Harnanalyse mit Harnkultur, einer Blutuntersuchung sowie ein bildgebendes Verfahren. Als erste Maßnahme kann eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Harnblase durchgeführt werden. Dabei lassen sich Steine ab einer Größe von etwa 4-5mm erkennen. Auch kann eine Nierenstauung entdeckt werden, was indirekt auf das Vorliegen eines Harnleitersteines hindeuten kann. Eine weitere Abklärung, in der Regel durch eine Computertomografie (CT), ist jedoch in den meisten Fällen nötig. Mit Ausnahme der Indinavir-Steine (HIV-Therapie) könne alle Harnsteine mittels CT entdeckt werden. Dabei sind vor allem die exakte Lage und die Größe des Steines oder der Steine für die Entscheidung der weiteren Therapiemaßnahmen von großer Bedeutung. Alternativ kann, nur bei beschwerdefreien Patienten, auch ein Kontrastmittelröntgen durchgeführt werden. Hier fallen Steine entweder bereits im „Leerbild“ auf, d.h. ohne Kontrastmittel, oder – bei nicht röntgendichten Steinen – durch eine Kontrastmittelaussparung in der Niere oder im Harnleiter auf.
Zunächst sollte eine rasche Schmerztherapie erfolgen. Danach richtet sich die weitere Therapie vor allem nach Größe und Lage des Steines sowie anderen Faktoren, wie Infektionen oder einer bestehenden Nierenstauung. Viele Harnleitersteine können spontan in die Harnblase abgehen, wo eine weitere Therapie normalerweise nicht mehr nötig ist, da diese dann problemlos beim Urinieren ausgeschieden werden können. Unterstützend können hier Medikamente (sog. Alpha-Blocker) eingesetzt werden, die die Muskulatur des Harnleiters entspannen und somit eine Passage erleichtern. Bei anhaltenden Schmerzen und Stauung der Nieren sowie ausbleibendem Abgang des Steines ist meist ein chirurgischer Eingriff zur Ableitung der gestauten Niere (z.B. mittels innerer Harnleiterschiene oder perkutanem Katheter) bzw. ein Entfernen des Steines angezeigt. Weitere therapeutische Maßnahmen zur Steinbehandlung sind die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) und endourologische Eingriffe wie die perkutane Nephrolitholapaxie oder die Ureterorenoskopie, welche starr oder flexibel durchgeführt werden kann, bzw. die Cystoskopie (Blasenspiegelung bei Vorliegenen von Blasensteinen) zur Steinentfernung.
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