In Österreich stellt das Prostatakarzinom mit knapp 5.000 Neuerkrankungen jedes Jahr die häufigste Krebserkrankung beim Mann dar und liegt damit statistisch vor dem Lungen- und dem Darmkrebs (*).
Um so bedeutender ist daher die Prostatakrebs Vorsorge (Hyperlink), deren Ziel es sein soll, eine Krebserkrankung in einem Frühstadium zu entdecken, um somit den Therapieerfolg zu optimieren.
Als einzige nachgewiesene Risikofaktoren werden das Alter und eine positive Familienanamnese (d.h. eine Erkrankung eines Verwandten ersten Grades, also Vater oder Bruder) betrachtet. Dabei liegt der Altersgipfel der Erkrankung bei etwa 69 Jahren. Eine positive Familienanamnese bedeutet, dass der betroffene ein über 2,5-fach höheres Risiko hat, selber an Prostatakrebs zu erkranken, was vor allem auf den Beginn der Vorsorgeuntersuchung Einfluss hat.
Übergewicht, Zuckerkrankheit oder Alkoholkonsum stehen internationalen Leitlinien zu Folge in keinem eindeutigen Zusammenhang mit der Entstehung von Prostatakrebs.
Wird als Folge der Vorsorgeuntersuchung eine ultraschall-gezielte Prostatabiopsie durchgeführt und wird dabei die Diagnose Prostatakrebs gestellt, so kann abhängig vom PSA-Wert, dem Tastbefund sowie vor allem vom histologischen Ergebnis der Prostatabiopsie (dem s.g. Gleason Score) die Krebserkrankung in verschiedene Risiko-Gruppen eingestuft werden. Daraus ergibt sich auch in Abhängigkeit vom Alter des Patienten in weiterer Folge entweder eine direkte Therapieempfehlung (z.B. eine Operation oder eine Strahlentherapie) oder die Notwendigkeit einer weiteren Abklärung mittels bildgebender Verfahren (z.B. MRT, CT oder Szintigrafie).
Zu den verschiedenen Therapieoptionen beim lokal begrenzten Prostatakarzinom (also wenn primär kein Verdacht auf eine Metastasierung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung besteht) gehören die Aktive Überwachung (active surveillance), die komplette operative Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) und die Bestrahlung. Wenn bei der Diagnosestellung der Verdacht auf ein bereits fortgeschrittenes Krankheitsstadium besteht, so stehen medikamentöse Therapieoptionen, wie die Hormontherapie zur Verfügung. Oftmals wird auch eine Bestrahlung in Kombination mit einer Hormontherapie durchgeführt. Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung kann unter Beibehalten der bereits laufenden Hormontherapie auch eine Chemotherapie zum Einsatz kommen.
Grundlage dieser Therapie stellt die Überlegung dar, dass immer wieder Prostatakarzinome durch Biopsien entdeckt werden, die weder Beschwerden verursachen noch die Lebenserwartung der Patienten beeinflussen. Wird die Entscheidung getroffen, ein sogenanntes insignifikantes Prostatakarzinom zu behandeln, so bedeutet dies unter Umständen eine Übertherapie, deren eigentlicher Nutzen für den Patienten bei allen möglichen Nebenwirkungen der Therapie zu hinterfragen ist.
Es werden daher im Rahmen der aktiven Überwachung die PSA-Werte und der Tastbefund in 3-monatigen Abständen kontrolliert. Zusätzlich sollte die Biopsie zunächst nach 6 Monaten und dann in jährlichen (bis zu 18 monatigen) Abständen wiederholt werden. Kommt es dabei zu gravierenden Veränderungen (also Verschlechterung), so wird die Überwachung beendet und zu einer "heilende" Therapieoption gewechselt. Das Konzept bedeutet für den - völlig beschwerdefreien - Patienten, dass die eigentliche Behandlung des Krebsgeschehens, lediglich verzögert zum Einsatz kommt, ohne dabei das Gesamtüberleben des Patienten zu beeinträchtigen bzw. ein Fortschreiten der Erkrankung zu riskieren.
Bei den meisten Patienten wird jedoch die Entscheidung getroffen, eine Operation oder eine Bestrahlung als primäre Therapie durchzuführen. Bei der Operation wird die krebsbefallene Prostata zur Gänze mit den beiden Samenbläschen entfernt, optional ist auch eine zusätzliche Entfernung der Lymphknoten im kleinen Becken notwendig. Diese Operation wird im KH der Barmherzigen Brüder Wien seit August 2011 mit Hilfe des da Vinci System® minimal invasiv durchgeführt und zeichnet sich vor allem durch eine rasche Erholungszeit und damit verbunden auch einem kurzen Krankenhausaufenthalt (im Schnitt ca. 6-7 Tage) aus. Sowohl das onkologische, als auch das funktionelle Ergebnis der Operation mit dem da Vinci System® ist mit den bislang herkömmlichen Operationsverfahren (offene Operation mittels Bauchschnitt oder Dammschnitt, sowie klassische laparoskopische Operation) vergleichbar. Erste Studien weisen darauf hin, dass das da Vinci System® sogar Vorteile in Bezug auf die postoperativen Inkontinenzraten (unwillkürlicher Harnverlust) und den Nerverhalt (Potenzerhaltung) haben soll.
Die Operation wird immer in Allgemeinnarkose durchgeführt und setzt daher eine Narkosetauglichkeit voraus; blutverdünnende Medikamente (z.B. T-Ass, Plavix oder Marcoumar) müssen zeitgerecht pausiert werden.
Eine Strahlenbehandlung kann als Alternative zu einer Operation in einer Radio-Onkologischen Abteilungen nach entsprechender Fachärztlicher Überweisung durchgeführt werden. Dabei wird die Prostata nach einer sogenannten Planungs-CT gezielt von aussen durch die Haut bestrahlt.
Vorteil dieser Behandlungsmethode ist, dass keine Narkose erforderlich ist. Jedoch kann es nach einer Strahlentherapie zumeist einige Jahre nach der Behandlung zu Spätkomplikationen, wie chronische Darm- und/oder Blasenentzündungen oder z.B. zu Verengungen in der Harnröhre mit Abschwächung des Harnstrahles kommen. Das onkologische Ergebnis der Behandlung ist einer radikalen Operation gleichzusetzen.
Bei einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium, z.B. bei bereits nachgewiesenen Metastasen (also Absiedelungen), oder wenn es nach einer Operation der Prostata (radikale Prostatektomie) oder einer Bestrahlung zu einem neuerlich Anstieg der PSA-Werte kommt, wird eine Hormontherapie empfohlen. Diese, auch als Androgendeprivation bezeichnete Therapie, kann auch bei einer lokal fortgeschrittenen Erkrankung zusätzlich zu einer Bestrahlung verabreicht werden, dann ist die Behandlungsdauer zumeist auf eine gewisse Zeit beschränkt.
Das Prinzip der Androgendeprivation besteht darin, dass die körpereigene Testosteronproduktion im Hoden auf ein Minimum reduziert wird, sodass dem Prostatakrebs ein wichtiger Anreiz weiter zu wachsen und/oder zu streuen genommen wird. Diese Therapie besteht primär aus einer Spritze, welche entweder monatlich oder 3-monatlich unter die Haut appliziert wird. Aufgrund des eigentlich erwünschten Testosteronmangels kann es jedoch beispielsweise zu einer Abnahme der Knochendichte (Osteopenie bzw. Osteoporose) kommen, weshalb eine zusätzliche Vitamin D und Kalzium Therapie als Begleitmaßnahme empfohlen wird.
Unter regelmäßiger PSA u. Testosteron Kontrolle kann durch diese Therapie mitunter ein Fortschreiten der Erkrankung über Jahre hinweg gebremst werden.
Nicht selten kommt es unter dieser Hormonbehandlung dennoch zu einem Fortschreiten der Erkrankung. Bei kontinuierlich steigenden PSA-Werten, trotz niedriger Testosteronwerte (als Beweis der Wirksamkeit der Hormontherapie) und bei Nachweis von Metastasen, stehen seit einigen Jahren neuartige Medikamente in Form von Tabletten zur Verfügung, welche ein weiteres Fortschreiten der Krebserkrankung wieder eindämmen können.
Wie auch bei vielen anderen Krebserkrankungen, spielt letztlich auch die Chemotherapie eine wesentliche Rolle. In der Behandlung des fortgeschrittenen metastasierten Prostatakarzinoms muss vor Einleiten einer derartigen Therapie jeder Patient in einem speziell dafür eingerichteten Uro-Onkologischen Tumorboard vorgestellt werden. Dabei werden sämtliche Befunde des dort vorgestellten Patienten von einem Gremium bestehend aus Urologen, Radiologen, Pathologen und Onkologen besprochen und eine Therapieempfehlung abgegeben. Ein solches Tumorboard findet im KH der Barmherzigen Brüder Wien wöchentlich statt. In enger Zusammenarbeit mit der Onkologischen Tagesklinik bzw. der Abteilung für Innere Medizin des KH der Barmherzigen Brüder Wien kann ich Ihnen eine weiterführende onkologische Betreuung anbieten.
* Quelle Statistik Austria, www.statistik.at
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